Unsere Bienenvölker
Wir haben an unserem Bienenstand in unserem Garten inzwischen acht Bienenvölker (aus Überzeugung Mischvölker mit einem hohem Anteil an Carnica und Buckfast, aber eben auch Anteile von Völkern, die in der Nähe sind und sich durchsetzen), die in Mellifera-Einraumbeuten leben. Wir freuen uns, wenn die Bienen uns etwas Honig abnehmen lassen, aber grundsätzlich geht es uns bei der Haltung der Bienen um aktiven Naturschutz, der Honigertrag ist für uns reine Nebensache.
Wir versuchen, die Bienen nach möglichst wesensgemäßen Gesichtspunkten zu halten und das Bienenvolk als Ganzes (Bien) respektvoll und den natürlichen Bedürfnissen und Instinkten entsprechend ökologisch zu behandeln. Zur wesensgemäßen Behandlung gehört:
- Das Bienenvolk wird als ein zusammenhängender Organismus (Ganzheit) gesehen. Alle Teile (Königin, Arbeiterinnen und Drohnen) dieses Organismus gehören zu der Einheit. Dies bedeutet auch, dass Drohnen explizit im Volk geduldet werden und keine Drohnenbrut herausgeschnitten und vernichtet wird, um den Varroamilbendruck zu reduzieren. Die Drohnen nehmen im Volk einen wichtigen Stellenwert ein und fördern im Jahresverlauf die Harmonie und das Gleichgewicht.
- Auf die künstliche Zucht von Königinnen wird verzichtet, die Vermehrung und Volkserneuerung bzw. -verjüngung erfolgt nach Möglichkeit durch den Schwarmtrieb. Der Schwarmtrieb wird nicht als Betriebsunfall sondern als natürliche Fortpflanzung betrachtet und versucht, damit durch geeignete Maßnahmen umzugehen. Wichtig: dies heißt nicht, dass man munter Schwärme ausziehen und sich selbst überlässt.
Imkern mit dem Schwarmtrieb beudeutet eine ganz besondere Herausforderung (an dem ich manchmal auch verzweifle) und eine besondere Pflicht gegenüber den Bienenvölkern sowie die Einhaltung eines konsequenten Zeitmanagements in den Monaten Mai und Juni, um Schwarmstimmung wahrzunehmen, Vorbereitungen zu treffen und abgehende Schwärme einzufangen. Die Vermittlung erfolgt mit Unterstützung der Schwarmbörse.
2017 haben Jan und ich einen Schwarm eingefangen, im Mai 2018 dann drei Schwärme und das Schauspiel ist wirklich gewaltig. Auch der Gedanke, dass das Volk alles hinter sich lässt, was ihnen Sicherheit gibt (BIenenwohnung, Waben mit Vorräten, Brut, Futter usw.), um diesen "Tod" zu sterben, damit ein neues Volk entstehen zu lassen, lässt mein Herz wirklich bei jedem Gedanken daran höher schlagen. Es ist einfach nur ein kleines Wunder.
Wir möchten "heimische" Königinnen, die an unsere Umgebung und unser Klima gewöhnt sind und mit den regionalen Eigenheiten besser klar kommen. Königinnen aus dem Versandhandel und aus Ländern wie Italien usw. kommen deshalb nicht in Frage.
- Die Bienen bauen ihre Waben selbst (Naturbau), auf künstliche Mittelwände wird im Brutnest nach Möglichkeit verzichtet (ich schreibe "nach Möglichkeit", weil ich selbst es nicht immer durchhalten konnte: ein Volk hat den Brutraum stark mit Honig belegt, so dass die Königin gar keinen Platz mehr hatte, Eier zu legen. So habe ich in diesem Fall Mittelwände eingesetzt, um der Königin kurzfristig Platz zu geben). Das Wabenwerk gehört ebenfalls zum Organismus "Bien" und die Bienen entscheiden, wie die Waben gebaut werden (wieviel Waben für Arbeiterinnenbrut, wieviele Waben für Drohnen usw.). Dies ist insbesondere bei den aktuellen Skandalen um den Wachs nur von Vorteil.
Ein Hinweis dazu: ich selbst konnte im letzten Jahr nicht komplett auf rückstandsfreie (Bio-)Mittelwände im Brutraum verzichten. In diesem Frühjahr werde ich diese Mittelwände aber wieder Stück für Stück entfernen. Ich möchte, dass die Bienen nur ihre eigenen Rohstoffe verwenden und keine Fremdkörper. Zukünftig werde ich aus dem eigenen Wachskreislauf Mittelwände erstellen.
- Die Integrität des sensiblen Brutnestes wird gewahrt und das Brutnest wird auch nicht geteilt. Die Bienen entscheiden selbst, wie groß das Brutnest für Arbeiterinnen und Drohnen sein soll. Bei einem meiner Völker bedeutet dies auch, dass sich das Brutnest im Sommer zigarrenförmig über 15 Waben erstreckt - im Herbst aber kompakter wird und im Normalbereich liegt (so meine Erfahrung).
- Die Bienenwohnung besteht aus natürlichen Materialien (Holz, Stroh).
- Die Überwinterung des Volkes erfolgt auf eigenen Honig - soweit es irgendwie geht. Wir entnehmen den Bienen nur sehr wenig Honig, da der Honigertrag für uns nicht im Vordergrund steht.
- Die Varroabehandlung erfolgt nur mit organischen Säuren (bei mir mit Ameisen- und Oxalsäure).
- Wir wandern nicht mit unseren Völkern, um die Bienen in eine "Massentracht" wie beispielsweise Raps zu setzen, um möglichst viel Honig zu erwirtschaften. In meinen Augen ist das wiederholte Versetzen der Bienenvölker mit hohem Stress verbunden - schon während des Transports. Das sehen viele Imker natürlich anders, aber wenn ich die Natur der Biene sehe, die in hohlen Bäumen ihre Wohnung errichtet, dann muss ich nicht viel Phantasie aufbringen, um mir vorzustellen, welche Panik eine Biene erfährt, wenn die eigene Wohnung bewegt und durchgeschüttelt wird. Von dem Stress und der Energie ganz zu schweigen, die aufgebracht werden muss, um sich in einer vollkommen neuen Umgebung neu einzufliegen und zu orientieren.
Im Menüpunkt Imkern stelle ich unsere Betriebsweise vor und berichte im Blog über unser Bienenjahr.